Wirtschaftsgeschichte
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Der Sarotti-Mohr aus der Mohrenstraße

Zwei Wochen hat sich Marcel Michels mit Aktien, Auktionskatalogen und den Informationen über Unternehmen aus diesen befasst und eine Dokumentation angelegt. Über eines der Unternehmen sollte der Schülerpraktikant aus der Eifel einen Essay schreiben. Die Wahl fiel auf den Schokoladenhersteller Sarotti.

Am 22.7.1868 eröffnete Hugo Hoffmann in Berlin, Mohrenstraße, einen Zehn-Mann-Betrieb zur Herstellung feiner Pralinen, Fondants und Fruchtpasten. Während der Gründerzeit wuchs das Unternehmen langsam heran. 1881 erwarb er das Verkaufsgeschäft von Felix & Sarotti, das 1852 von Heinrich Ludwig Hoffmann gegründete Verkaufsgeschäft für Süßwaren aus Paris, und setzte die Herstellung von Schokoladen und Kakaopulver fort. Auch folgte die Übernahme des Namens „Sarotti“, bei dem es sich wahrscheinlich um eine wohlklingende Neuschöpfung handelt, um Exquisität und Exotik von Kakao und Schokoladen zu transportieren. Im Jahr 1903 war der Betrieb bereits auf eine Arbeiterschaft von über 1.000 angewachsen, und es kam zur Börsennotierung.

1913 zog Sarotti in das neue Fabrikgelände in Tempelhof. Während des 1. Weltkrieges musste Sarotti die Herstellung von Schokolade einstellen und 1915 auf die Produktion von Kriegslebensmitteln umstellen.

Zum 50. Firmenjubiläum enthüllte man den „Sarotti-Mohr“ als neue Markenfigur zum Andenken an den ersten Produktionsstandort in der Mohrenstraße.*
1922 kam es durch einen Großbrand zur fast vollständigen Zerstörung des Werkes, das aber bereits ein Jahr später die Produktion wieder aufnahm. 1929 erwarb Nestlé die Aktienmehrheit der Sarotti AG, führte die Marke aber eigenständig weiter, später mit Sitz in Hattersheim.

Nach Kriegsende waren 85% aller Einrichtungen zur Schokoladenfabrikation in Berlin demontiert oder zerstört. Erst 1949 konnte mit dem Import von Rohkakao die Produktion von Kakaoerzeugnissen wieder begonnen werden. Das Geschäft verlief insbesondere in den 60er Jahren erfreulich für die Marke.
1998 trennte sich Nestle von der Marke Sarotti, die von Stollwerk bis 2011 fortgeführt wurde. Der Name Sarotti gilt allerdings heute noch als eine der bekanntesten deutschen Marken weltweit.

* Überdies ist der Mohr als Darstellung des Hl. Mauritius bekannt – eines Heiligen aus dem Herkunftsland von Kaffee und Schokolade – wie der Schwarze auch als „Mokka-Mohr“ ikonographisch eingeführt war.

Benutzte Literatur und Quellen

  • Dokumentation Auktionskataloge, Nr. 126, 438.
  • Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv, Bestand K1/1 IHK-Unternehmensmitgliedsakten, Akte Sarotti AG, BBWA K1/1/780. Darin: „100 Jahre Sarotti!“ Bericht über unser Unternehmen. Sarotti AG, Berlin, 06.08.1968.
  • Thiele, Michael: Süßes aus Tempelhof – Sarotti. In: Von Eisen bis Pralinen. Tempelhof und seine Industrie. Hg. v. Bezirksamt Tempelhof. Berlin o. J. [2001], S.121-130.
  • Artikel „Gute Adresse für Naschkatzen. Serie Berliner Unternehmenshistorie: Sarotti Chocoladen und Cacao“. In: Berliner Wirtschaft 12/2011, S.66.

Geschrieben von Marcel Michels

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