Im letzten Jahr hat das Team des Wirtschaftsarchivs ein Dutzend Industriemuseen in Brandenburg besucht und die dortigen Museumsarchive begutachtet. Erstaunliche Überlieferungsschätze sind in den Museen überliefert – von den Ausstellungsstücken und Objekten in den Depots ganz zu schweigen. Diese sind allerdings nicht das Thema des Wirtschaftsarchivs
Die Dokumente, Fotos, Pläne, Zeichnungen und anderen Medien aber schon, die in den Museen oft überliefert wurden, weil sie sich just dort befinden, wo auch das Museum eingerichtet wurde: in der ehemaligen Fabrik oder dem Produktionsstandort, der nun zum Museum umfunktioniert wurde, um ein Stück Wirtschafts-, Technik-und Lokalgeschichte zu erzählen und neben dem Wissenszuwachs beim Publikum auch zur Identitätsstiftung beizutragen. Die Akten, die aus der VEB-Zeit in den Museen aufzufinden sind, sind häufig vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv bereits bewertet und nicht übernommen worden – ein Landesarchiv hat eben ein ganz anderes Dokumentationsprofil und ganz andere Überlieferungsinteressen als ein Museum. Die Bedeutung technischer Unterlagen wird erst aus dem Zusammenspiel mit dem Fabrikstandort, der Produktion und dem Genius loci generiert. oder anders gesagt: was den Archivar im Landesarchiv als nicht überlieferungswürdig erscheint, mag für die Museumsleiterin von großer Wichtigkeit sein.
Ein Dutzend Industriemuseen erhielt im letzten Jahr vom Wirtschaftsarchiv eine Einschätzung über Art und Umfang des vorhandenen Archivgutes, Handlungsempfehlungen für die Sicherung der Überlieferung und Hinweise zum Überlieferungskontext. Das gleichzeitig laufende Projekt des Museumsverbandes Brandenburg „Archivalien zur Industriegeschichte digitalisieren und sichtbar machen“ identifizierte 6.500 Leuchtturmobjekte in den Museumsarchiven und brachte 550 davon ins Netz. Eine beachtliche Leistung aller Beteiligten!
Mit einer Digitalisierung allerdings ist ein Archiv noch lange nicht fertig gesichert, sauber geordnet oder fit für die Benutzung, weshalb sich aus den Ortsterminen des vergangenen Jahres einzelne weiterführende Projekte entwickelt haben, von denen eines derzeit im Wirtschaftsarchiv umgesetzt wird: Fast 20 Laufmeter Wirtschaftsschriftgut aus dem Heimatmuseum Teltow werden derzeit hier bearbeitet, dazu gehört die Bewertung, Umbettung und Verzeichnung. Anschließend sollen die umfangreichen Sammlungen beispielsweise zum VEB Geräte- und Reglerwerk Teltow, zum VEB Werk für Bauelemente der Nachrichtentechnik “Carl von Ossietzky” oder dessen Vorgänger, dem Dralowid-Werk Teltow, mittels der erstellten Datenbank und der dort eingebundenen Digitalisate noch besser nutzbar sein.