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Neue Erkenntnisse und verschiedene Berufsauffassungen – mein Praktikum im BBWA ist zu Ende

Wie nicht anders zu erwarten war, sind die vier Wochen meines Praktikums im BBWA wie im Flug vergangen. Trotz der kurzen Zeit habe ich es geschafft, den Bestand der Oeserwerke (U3/46) fast vollständig zu erschließen und dabei wichtige Erfahrungen in der praktischen Archivarbeit zu sammeln.

Ernst Oeser jun. (1899-1988), BBWA U3/46/F/12

Die drei Umzugskisten mit Dokumenten, die bei meiner Ankunft bereit standen, habe ich mithilfe der tatkräftigen Unterstützung meiner Kolleginnen und Kollegen in neun Archivkartons, fünf Fotokisten und 164 Datensätze in AUGIAS umgewandelt – ein befriedigendes Gefühl!

Eine wichtige Erkenntnis, die ich aus dieser Arbeit ziehen konnte, war die Tatsache, dass Objektivität und Neutralität in den Archiv- und Geschichtswissen-schaften unterschiedlich bewertet werden: Während man sich in letzterer bemüht, wissenschaftliche Objektivität gerade durch das kritische Hinterfragen der historischen Quellen sicherzustellen, müssen viele Archivare und Archivarinnen an dieser Stelle stehen bleiben. Die absolute Neutralität in Bezug auf das, was überliefert werden soll, wird hier zum obersten Gebot.

So empfand ich es zunächst als schwierig, den Inhalt der Akten zu erfassen, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen. Durch mein Studium ist es mir in Mark und Bein übergegangen, die Inhalte der historischen Dokumente, die vor mir liegen, zu bewerten und zu analysieren. Durch Frau Estler-Zieglers sanfte Mahnungen gelang es mir jedoch trotzdem, ein gutes Arbeitstempo zu halten.

Der Bestand der Oeserwerke bezeugt eindrucksvoll das Wirken eines deutschen Familienunternehmens um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Verflechtung von privaten und beruflichen Angelegenheiten habe ich dabei als besonders spannend empfunden. Zum Beispiel tauschten sich die Brüder Ernst und Heinz Oeser kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in zahlreichen Briefen über aktuelle politische Entwicklungen, den Betrieb des Unternehmens und familiäre Verwicklungen aus. Heinz, in Berlin geblieben, berichtete minutiös über den Betriebsalltag im zerbombten Berlin, während Ernst den geplanten, neuen Standort in Göppingen auskundschaftete. Dieser wurde dort schließlich in der Heinrich-Landerer-Straße 66 errichtet.

Neubau der Oeserwerke in Göppingen (1956-1957), BBWA U3/46/F/1

Der Bestand der Oeserwerke steht nun für alle Interessierten bereit. Ich beende mein Praktikum mit vielen neuen Erkenntnissen und dem Wunsch, mich noch mehr mit dem Thema Archiv zu beschäftigen.

Text: Paula Schnabel

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