Es ist Freitag, der 22. Juli 2016, und mein Praktikum naht sich heute dem Ende, wie es am Anfang der Plan war? Nein! Noch nicht ganz. Dem Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv bleibe ich noch ein paar Monate länger erhalten. Sehr zu meine Freude!
Der Zwischenstand bis jetzt ist recht annehmbar: Der Bestand U 3/7 Ehrich & Graetz ist kurz vor dem Abschluss. Nur noch ein paar Akten und dann ist alles in Sack und Tüten – oder in diesem Fall: in Kisten.
In den rund drei Monaten, die ich bis jetzt hier war, habe ich unglaublich viel gelernt und viel erlebt. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Meine Highlights sind nach wie vor die Patenturkunden, vor allem die ausländischen. Ein ganz besonderer Wow-Moment war, beim Durchstöbern der Akte U 3/7/405 eine türkische Patenturkunde aus dem Jahre 1915 zu finden, was bedeutet, dass diese Urkunde noch in Arabisch geschrieben wurde. Denn zu dem Zeitpunkt hatte Mustafa Kemal Atatürk noch nicht das lateinische Alphabet eingeführt, was ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst hatte. Diese Patenturkunde war so überdimensional groß, dass sie zum Digitalisieren nicht auf den Scanner gepasst hat, also mussten Herr Berghausen und meine Wenigkeit hier und da „zuschneiden“ (am Scan versteht sich) und probieren, bis es dann doch geklappt hat. Wie man sieht, lässt sich das Ergebnis sehen.
Ich habe auch unzählige Fotografien von patentierten Gegenständen wie der allseits bekannten Petromax (siehe den Bericht vom 20. Mai. 2016) und anderer Erfindungen gefunden. Als weiteres Highlight war zu entdecken, dass Ehrich & Graetz bis in die entferntesten Regionen exportiert hat, zu meiner Überraschung auch bis nach Japan – wie aus diesem Schriftstück (U 3/7/398) deutlich wird:
Mit Faszination habe ich auch die Unterschiede in den Patenturkunden aus den unterschiedlichsten Ländern und Jahren wahrgenommen. Die einen waren mehr verziert, die anderen eher schlicht und manche sehr prunkvoll gestaltet.
Dass natürlich auch Signaturen etwas zur Erheiterung beitragen war am 15. Juni 2016 der Fall, da konnte ich die Signatur U 3/7/666 vergeben, „the Number of the Beast“. (Der Inhalt der Akte ist allerdings alles andere als höllisch … Schriftwechsel im Fachnormenausschuß Lichttechnik 1935-1943)
Und dass der Bestand Ehrich & Graetz wirklich so groß und umfangreich ist, wie er auf den ersten Blick aussah, bestätigte sich am 1. Juli, als die 1000. Signatur vergeben wurde (ein kleiner Jubelmoment). Jetzt sind es schon über 1000 Signaturen, um genau zu sein 1103, und es werden noch mehr.
Schön war auch der Industriekulturabend in Berlin am 3. Juni. 2016. Das war mal etwas anderes, gegenüber dem Umbetten, Erschließen, Ausheben und Reponieren.
Text: E. Pietzner (im Header vor den geleerten Archivschachteln des Archivgebers)