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Ein Wirtschaftsarchiv voller Geschichte, ein kleiner Raum voller Schätze – und mittendrin: Ich, als Praktikant.

Seit Anfang dieser Woche absolviere ich mein 20-wöchiges Praxissemester im Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv (BBWA). Ich bin als Archiv-Student im 5. Semester an der FH-Potsdam nun kein vollkommener Neuling mehr und hatte bisher ein sehr intensives Jahr voller Herausforderungen im Studium und vielen Teilnahmen an Tagungen. Das Praktikum bietet mir nun die Möglichkeit, das Jahr abzurunden und meine Eindrücke und erlernten Fähigkeiten in die Praxis umzusetzen.

Warum das BBWA und erste Eindrücke

Der Grund, warum ich mich für das BBWA entschieden habe, ist folgender: Bisher konnte ich hauptsächlich staatliche und kommunale Archive kennenlernen. Mein erstes Pflichtpraktikum absolvierte ich in einem Kommunalarchiv, wo ich bereits wertvolle Erfahrungen sammeln konnte. Doch ein Wirtschaftsarchiv ist eine völlig andere Welt. Ein entscheidender Unterschied fällt sofort auf: Während in Verwaltungsarchiven das Kassieren von Beständen oft ein großes Thema ist, ist man im Wirtschaftsarchiv häufig froh, wenn überhaupt Überlieferungen existieren. Logischerweise ist das Dokumentationsprofil entsprechend anders und auch bei der Erschließung konnte ich schnell einige Unterschiede ausmachen. Es ist jedenfalls eine wertvolle Ergänzung zum öffentlichen Archiv, in dem Wirtschaftsbestände und Nachlässe von bedeutenden Personen der heimischen Geschäftswelt zumeist nur sehr nachrangig behandelt werden können.

Ein weiterer großer Unterschied zu meinem vorangegangenen Praktikum ist die Raumsituation. Während das Kommunalarchiv sehr großzügige und neue Räumlichkeiten hatte, bei der Bestandserhaltung und Funktionstrennung ideal gelöst werden konnten, sieht es beim BBWA anders aus. Mit wenig Platz wird hier erstaunlich viel erreicht und viele Bestände untergebracht. Es ist beeindruckend, wie kreativ hier mit den räumlichen Ressourcen umgegangen wird. Dennoch hoffe ich, dass das Archiv in den kommenden Jahren die Möglichkeit bekommt, in größere Räumlichkeiten umzuziehen und dort noch mal einen Sprung machen kann – die Bestände sind es mehr als wert.

Ich wurde in meiner ersten Woche sehr positiv aufgenommen und freue mich auf die weitere Praktikumszeit. Die streng eingehaltene Büroordnung sorgt für die richtige Einstellung und angemessene Gottesfurcht bei den fleißigen Arbeitsbienchen.

Zusammengestellte Büro-Ordnung von 1863 – 1872

Mein erster Bestand: Die Buchhandlung Kiepert (U6/06)

Im Kiepert Verlag erschienene Reihe „Bauen in Berlin“ (BBWA B 364/2022)

Aktuell bearbeite ich einen für mich sehr interessanten Bestand: Die Überlieferungen der Buchhandlung Kiepert. Diese lang etablierte Buchhandlung war besonders unter den Berliner Studenten sehr beliebt. Es ist faszinierend, in diese Welt einzutauchen, die zeitlich vor meiner eigenen liegt. In Zeiten, in denen große Ketten den Buchmarkt dominieren, ist es ein Fenster in einen engagierteren und persönlicheren Buchhandel. Ein großer Teil der Akten ist bereits erschlossen, weswegen meine Aufgabe momentan darin besteht, die Nachlieferungen zu sichten und zu verzeichnen. Ein wenig Recherche der enthaltenen Themen bleibt da schon dem Verständnis wegen nicht aus.

Darüber hinaus soll ein zugehöriger Fotobestand gebildet werden. Während ich einige Fotos aus dem bereits erschlossenen Teil des Bestands für den Fotobestand entnehme, können die restlichen Fotografien von vornherein diesem zugeordnet werden. Dabei ist unbedingt die Konzentration zu bewahren, damit es zu keinen Fehlern kommt und die Bilder später weiterhin ihren Ursprungsakten zugeordnet werden können.

Ausblick

Natürlich bin ich gespannt, wie schnell ich in den nächsten Wochen vorankommen werde. Die Zeit vergeht oft schneller, als man denkt – gerade, wenn man in so spannende Aufgaben vertieft ist. Besonders freue ich mich auch auf die Veranstaltungen, an denen ich teilnehmen darf, sowie auf den Berliner Archivtag, bei dem ich hoffentlich viele neue Impulse für meine weitere Arbeit mitnehmen kann und zu dem ich vom BBWA angemeldet wurde – vielen Dank!

Insgesamt bin ich zuversichtlich, dass mein Praxissemester im BBWA nicht nur eine Bereicherung für mein Studium ist, sondern auch für meine persönliche Entwicklung als angehender Archivar. Auch bin ich guter Dinge, hier einiges von bleibendem Wert hinterlassen zu können und mit meiner Arbeit etwas zurückzugeben.  Ich bin gespannt, welche neuen Herausforderungen in den kommenden Wochen noch auf mich warten. Sie werden sicherlich hier davon lesen können.

Text: Felix Ulrich

 

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